Wladislaw

Wladislaw
Wlạdislaw,
 
polnisch Władysław [wu̯a'disu̯af], tschechisch Vlạdislav [v-], ungarisch Ulászló ['ulaːsloː], Herrscher:
 
 Böhmen:  
 1) Wlạdislaw, König (seit 1471), als Wlạdislaw II. König von Ungarn (seit 1490), * Krakau 1. 3. 1456, ✝ Buda (heute zu Budapest) 13. 3. 1516, Jagiellone, Sohn Kasimirs IV. Andreas von Polen; folgte Georg von Podiebrad und Kunštát, hatte aber 1479 (Fürstentag zu Olmütz) die Herrschaft des ungarischen Königs Matthias I. Corvinus über Mähren, Schlesien und die Lausitz anzuerkennen. Im Kampf um dessen Nachfolge in Ungarn konnte sich Wladislaw gegen Kaiser Maximilian I. und seinen Bruder Johann I. Albrecht behaupten, mit dem er 1515 eine Erbvereinbarung schloss. Ohne der Türkengefahr wirksam begegnen zu können, wurde unter seiner schwachen Regierung die Ständeherrschaft 1505 in Böhmen und 1514 in Ungarn (»Tripartitum«) rechtlich abgesichert.
 
 Polen:  
 2) Wlạdislaw I. Hẹrman, Herzog (seit 1079), * um 1043, ✝ 4. 6. 1102; folgte seinem abgesetzten Bruder Bolesław II. Śmiały. Innenpolitisch stark vom Adel abhängig, übte Wladislaw außenpolitisch große Zurückhaltung, verzichtete auf alle Aspirationen auf die Königskrönung und zahlte den von Böhmen geforderten Tribut für Schlesien. 1088 heiratete er in dritter Ehe Judith Maria (* 1054, ✝ 1092/96), die Schwester Kaiser Heinrichs IV.
 
 3) Wlạdislaw II. Wygnạniec [-njɛts; »der Vertriebene«], Herzog von Schlesien und Seniorherzog von Polen (1138-46), * 1105, ✝ Altenburg 30. 5. 1159, ältester Sohn Bolesławs III.; suchte, durch seine Brüder aus dem Seniorat und von seinem Erbteil Schlesien vertrieben, bei seinem Schwager, Kaiser Konrad III., Zuflucht. 1157 erzwang Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Zusicherung der Restitution, jedoch erhielten erst Wladislaws Söhne Bolesław (✝ 1201) und Mieszko (✝ 1211) 1163 das väterliche Erbteil (Schlesien, Geschichte).
 
 4) Wlạdislaw I. Łokietek [u̯ɔ'kjɛtɛk; »Ellenlang«], König (seit 1320), * um 1260/61, ✝ Krakau 2. 3. 1333; entstammte der kujawischen Linie der Piasten, wurde 1288 Herzog von Sieradz, 1305 von Sandomierz und 1306 auch von Krakau; 1314 von Großpolen; konnte sich im Bestreben, die Einheit Polens wiederherzustellen, jedoch nicht gegen den Böhmenkönig Wenzel II. durchsetzen. Erst das Aussterben der großpoln. Linie 1296 und der böhmischen Přemysliden 1306 begünstigte sein 1315 abgeschlossenes Einigungswerk, das jedoch Masowien, Schlesien und Pommerellen nicht umfasste. Außenpolitisch bemühte er sich erfolglos, den Deutschen Orden durch Prozesse beim Heiligen Stuhl und durch Kriege (1331 Schlacht bei Płowce, nahe Gnesen) zur Herausgabe Pommerellens zu zwingen.
 
 
T. Nowak: W. Ł. - Polityk i dowódca (Warschau 1978).
 
 5) Wlạdislaw II., König (1386-1434), Jagiełło.
 
 6) Wlạdislaw III., König (seit 1434), als Wlạdislaw I. König von Ungarn (seit 1440), * 31. 10. 1424, ✝ (gefallen) bei Warna 10. 11. 1444, Sohn von 5). Unter ihm bestimmte der Bischof Z. Oleśnicki die polnische Politik. Als Nachfolger des Habsburgers Albrecht II. in Ungarn musste sich Wladislaw gegen die von der Königinwitwe Elisabeth von Luxemburg (die ihren Sohn Ladislaus V. Postumus 1440 krönen ließ) geführte Adelsopposition durchsetzen, konnte aber bis 1443 seine Herrschaft festigen. Im »Langen Feldzug« gegen die Türken (1443/44) zunächst erfolgreich, wurde er 1444 bei Warna vernichtend geschlagen.
 
 7) Wlạdislaw IV. Wasa, König (seit 1632), * Łobzów (Woiwodschaft Katowice) 19. 4. 1595, ✝ Merkine (bei Vilnius) 20. 5. 1648, Sohn Sigismunds III. Wasa. 1610 in Moskau zum Zaren gewählt, trat er jedoch die Herrschaft nie an und verzichtete nach einem erfolgreichen Feldzug gegen Moskau 1634 (beträchtliche Gebietsgewinne) auf den Zarentitel. 1632 einstimmig zum König von Polen gewählt, war er wie sein Vater nominell auch König von Schweden (seit 1599), schloss aber 1635 den günstigen Waffenstillstand von Stuhmsdorf mit Schweden. Wegen seiner Ritterlichkeit und religiösen Toleranz (1645 Thorner Religionsgespräche) erschien seine Herrschaft als letzte Glanzzeit Polens.
 
 Ungarn:  
 8) Wlạdislaw II., König (1490-1516), 1).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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